Mittwoch, 30. August 2017

Spontaner Claner-Rock mit Bordüre

Im Frühsommer waren wir zu einer Larp-Hochzeit eingeladen. Die, für die wir das "Rinder-Herz" (mit Bonus-Wurm) produziert haben.

Natürlich braucht man da was anzuziehen. Hana hat ja ihr Federkleid-Outfit; ich bin mangels Anlässen eher spärlich ausgestattet mit festlicher Larp-Garderobe. Die Sachen meiner Clanerin finde ich ganz schick (auch wenn sie mit höfischer Festmode natürlich nicht mithalten können), nur die Hose wirkte nicht so ganz feierlich ...
Das Deel habe ich von Vornherein nicht eingeplant - die Wollweste ist noch ok, aber eine lange Jacke aus dicker Wolle muss ich wirklich nicht bei hochsommerlichen Temperaturen anziehen.

Das Outfit kriegt immer mehr Stufen :D


Die kurze Anprobe meines Pöpke-Rocks ergab: Mit langem Rock siehts ganz annehmbar aus. Nur sah der graue Rock wie ein Fremdkörper aus, es ist ja sonst nichts Graues im Outfit.
Im Schrank lag noch ein Rest von Hanas Leinen-Wickelhose - blaues Leinen in genau ausreichender Menge für einen langen Rock. Hana hat nicht oder nicht laut genug protestiert, also wurde das Zeug konfisziert. Und genäht war der Rock auch schnell; zwei Rechtecke und zwei Keile zugeschnitten, zusammennähen, Versäubern nicht vergessen und die Säume. Oben wird der Bund mit einem Tunnelzug zusammengerafft, dann kann man sich auch schön am Buffet bedienen und das Bändchen unauffällig ein bisschen lockern ;)

Rückansicht. Der Rock ist aber ringsum gleich.


War aber noch etwas schlicht und langweilig und der gewisse Claner-Pep fehlte noch. Leider enthielten die Schränke und Stoffrestekisten keine dunkelroten Reste mehr (und Knallrot war mir ein zu großer Kontrast), aber glücklicherweise brachte eine liebe Freundin just zu dem Zeitpunkt eine Tüte mit aussortierten Stoffen und Resten vorbei und es war auch ein langes Stück roter Vorhang drin (der ist offenbar unten gekürzt worden). Genau die Farbe, die ich brauchte!
Es ist zwar Polyester, aber er wird so weit unten rumhängen, dass es keinen stören wird.

 Ich habe den leicht geschwungenen (um Zipfeligkeit vorzubeugen) Rocksaum auf Zeitung abgemalt und eine Bordüre entworfen: Breit und mit dem stilisierten Hörner-Motiv, das schon öfter im Outfit auftaucht.

Einzeln aufmalen. Einzeln ausschneiden. Einzeln annähen. Gar nicht mal so wenig Arbeit!

Zuerst habe ich ein breites Band parallel zum Rocksaum aufgemalt. Dann habe ich eine kleine Motiv-Schablone erstellt und überlegt, wie oft ich das Motiv auf dem Rock haben möchte (zu weit auseinander wirkt zu spärlich, zu dicht gedrängt ist auch nicht schön). Danach kann man die Abstände ausrechnen und auf der Bordüre die Stellen markieren, an denen die Schablone angelegt werden muss. Und schließlich wird die Schablone dort aufgelegt und abgemalt.

Das Ganze habe ich dann ausgeschnitten, auf dem Rock gut festgesteckt und mit schmalem Zickzackstich aufgenäht. Ist ein bisschen unsauber an den Kanten (es stehen jetzt Fädchen vom Stoff ab, die werde ich noch stutzen), aber ich hatte wirklich keine Lust, kurz vor der Deadline noch mit Vlieseline zu hantieren und die Bordüre mehrfach zu umranden ...

Bisschen Hellblau hätte ich auch noch reinbringen können. Aber man muss es ja nicht übertreiben.


Das Aufnähen war friemelig, weil man den ganzen Rockstoff ständig drehen muss für die geschwungenen Partien; zeitweilig habe ich die einfach im Rückwärtsmodus genäht, um mir eine weitere Drehung zu ersparen. Ist natürlich nicht die akkurateste Methode, aber hey, für einen Abend und einen nicht gerade adligen Charakter ...
Sehr zufrieden bin ich dafür mit den Seitennähten: Dort habe ich jeweils ein halbes Element mit etwas Nahtzugabe versehen und möglichst genau an sein Gegenstück angenäht. Weil sich der Polyesterstoff nicht so gut flachbügeln lässt, habe ich die Naht kurzerhand mit Zickzackstich geplättet und finde den Übergang an der Seite doch recht gelungen.

Outtake: Ohne Gürtel. Sieht ein bisschen ungewohnt aus.


Farblich fügt sich der Rock sehr schön ins Gesamtkonzept ein und mir gefällt die dreistufige Unterteilung sehr. Ich hatte überlegt, die Bordüre noch mit Knochenperlen zu ergänzen (Hana hat da eine ganz ergiebige Sammlung ;)), aber ohne richtig spezifischen Claner-Kram ist der Rock vielfältiger kombinierbar, vielleicht kann man ihn so auch mal für ein NSC-Outfit gebrauchen.

Hier gehts zu den anderen Teilen:

Teil 9: Langer Rock

Verlinkt bei AfterWorkSewing.

Lg
Nria


Sonntag, 27. August 2017

7 Sachen 35/2017

Immer wieder sonntags ... 7 Bilder von Sachen, für die wir an diesem Tag Wochenende unsere Hände gebraucht haben. Ob für 5 Minuten oder 5 Stunden ist unwichtig.


Gestickt.


Geschenke verpackt. Das tolle Geschenkpapier ist von Flying Tiger.


 Kerzen in einen Kuchen gesteckt. Und kurz vor Mitternacht angezündet.


Mal wieder viel gewürfelt beim Pen&Paper. 


Zugeschnitten.


Fehler gefunden.


Den Nahttrenner an Manschetten angesetzt. Die Ärmel der neu erworbenen Jacke sind mal wieder viiieeel zu lang ...

 Eine Übersicht aller 7-Sachen-Beiträge findet ihr bei Grinsestern

Donnerstag, 24. August 2017

Gambeson mit unsichtbar angenestelten Ärmeln

Vielleicht erinnert sich noch jemand, dass ich mal (im Mai 2016) angefangen habe, einen Gambeson zu nähen. Vor einem Jahr habe ich auch schonmal Bilder vom damals aktuellen Stand (aka "fast fertig") gezeigt - und seitdem lag das Ding rum. Manche Nähprojekte werden bei uns gut abgelagert ... bei euch auch?
Vor gut zwei Wochen präsentierte mir Facebook dann ein Bild "Sicher erinnerst du dich gern dran!" mit dem fast fertigen Gambeson, was ich vor einem Jahr gepostet hatte. Hinterhältig, mir einfach so Ufos vor die Nase zu halten! Jedenfalls hat mich dann der Ehrgeiz gepackt, das Ding, was ich schon letzten August tragen wollte, fertig zu stellen.

Gambeson ohne Ärmel. Durch die gleichfarbigen kurzen Ärmeln drunter wirken die Ausschnitte etwas breiter, als sie sind

Es fehlte gar nicht viel, nur ein paar Säume, ein Verschluss und eine Ärmellösung. "Nicht viel" heißt natürlich nicht unbedingt "geht schnell" - denn es waren alles Handnähte, die noch fehlten.

Auf der To-Do-Liste stand entsprechend:
- Halsausschnitt und Ärmelausschnitte einfassen
- Oberen Ärmeleinsatz einfassen
- Nestellöcher für den Frontverschluss
- Befestigung für die Ärmel
- Nestelbänder
- Kelche als Lagerabzeichen aufnähen

[Für jeden, der mit dem Wort "Nestel" nichts anfangen kann: "Nesteln" bedeutet einfach "festbinden" oder "anknoten". Im Mittelalter war das Wort gebräuchlicher und entsprechend sind mittelalterliche Binde-Verschlusselemente benannt]

Zuerst waren die Einfassungen dran: Ich habe außen Stoffstreifen rechts auf rechts angenäht, nach innen geklappt und dort festgenäht.

Dann kam der zeitaufwändigste Teil: Die Nestellöcher. Erstmal für den Verschluss zwanzig Stück, jeweils paarweise angeordnet auf beiden Seiten.

Lauter Nestellöcher! Und durch mehr Nestellöcher gefädelte Kordeln.

Vorn habe ich einen kleineren Kelch auf die linke Seite aufgenäht und hinten einen etwas größeren auf den Rücken.

Der vordere Kelch. Nur locker per Hand aufgenäht, damit das Motiv für andere Rollen austauschbar bleibt

Danach war ich aber erstmal glücklich - denn der Gambeson war im tragbaren Zustand! Die Ärmel sind ja optional.

Habe ich aber auch noch fertig gemacht. Ich wollte die Ärmelbefestigung unsichtbar im Gambesoninneren machen, denn sichtbar angenestelte Ärmel gefallen mir nicht so gut. Der Plan sah vor: Innen in der Schulter Stoffstreifen mit Löchern (auf jeder Seite sechs) einnähen, entsprechende Löcher oben in die Ärmel machen (also nochmal zwölf Nestellöcher), innen festnesteln.

Innen angenesteter Ärmel
 
Da man die Löcher beim Tragen nicht sieht, war mein Plan, erstmal Ösen einzuschlagen statt Nestellöchern und gegebenenfalls irgendwann mal diese Ösen zu umnähen - leider ist ein Teil vom Ösen-Einschlagwerkzeug verschollen und so musste ich noch mehr Nestellöcher machen. Hurra. Bei den letzten Löchern haben mir dann immerhin Nria und der Liebste geholfen, so dass ich noch rechtzeitig fertig geworden bin.

Innen angenähter Streifen mit durchgezogenen Nestelschnüren
 
Angenestelte Ärmel, Innenansicht

Die Nestelbänder habe ich dann auf der Veranstaltung selbst fertig gestellt - vorn Kordeln, an einem Ärmel ein letztes Kordelstück und zwei Bänder, die mir eine nette Mitspielerin fingergehäkelt hat und am anderen Ärmel drei fingerloopgefertigte Bänder, die mir ein Mitspieler im Spiel verkauft hat.

Gambeson mit Ärmeln. Wie gewünscht: Die Nestellöcher sind außen nicht zu sehen.

Einige Stunden und 44 Nestellöcher später: Ich bin richtig glücklich mit dem Gambeson (und meinen lieben Nestellochhelfern). Bei wärmerem Wetter wird der Gambeson in der ärmellosen Tragvariante viel angenehmer sein, in angenestelter Form sehen die Ärmel aus wie angenäht und durch die Öffnung unter der Achsel knautscht sich der Ärmel dort nicht (das hatte ich beim Anprobieren, nachdem ich die Ärmel zunächst komplett angenäht hatte, als sehr unbequem empfunden).

Verlinkt bei RundumsWeib

Eine schöne Zeit wünscht
Hana

Sonntag, 20. August 2017

7 Sachen 34/2017

Immer wieder sonntags ... 7 Bilder von Sachen, für die wir an diesem Tag Wochenende unsere Hände gebraucht haben. Ob für 5 Minuten oder 5 Stunden ist unwichtig.


Mittelalterliche Beinlinge erst nach Maß zugeschnitten und dann vom Liebsten nochmal enger stecken lassen. Im Mittelalter stand man lange Zeit auf Skinny-Beinbekleidung.


Nach den Nestellöchern ist vor den Nestellöchern - historisierende statt Fantasy-Kleidung hat eindeutig ihre Nachteile. Aber dazu kann man prima "Die Borgias" gucken.


Schuhe vom letzten Wochenende geputzt.


Gelangweilte Uhus in einem Wattenscheider Park fotografiert.


Betten bezogen. Diesmal: Orange mit Kringeln.


Zur Belohnung ein Eis im Lieblings-Melonenschälchen gegessen.


Orangen-Kardamom-Plätzchen gebacken (die Pistazien gehörten eigentlich nicht drauf, mussten aber auch mal weg ...). Den Kardamom hat man aber wenig rausgeschmeckt. Und huch, da fehlt ja schon eins!

Eine Übersicht aller 7-Sachen-Beiträge findet ihr bei Grinsestern

Sonntag, 13. August 2017

7 nach-Larp-Sachen 33/2017

Immer wieder sonntags ... 7 Bilder von Sachen, für die wir an diesem Tag Wochenende unsere Hände gebraucht haben. Ob für 5 Minuten oder 5 Stunden ist unwichtig.

Nachdem wir die letzten Wochen so eifrig genäht und gebastelt haben, konnten wir diese Woche die Früchte unserer Arbeit genießen und all das Zeug auf der Larp-Veranstaltung Epic Empires benutzen. Wie immer ist Sonntag Abreisetag ...


 Nach einem Blick aus dem Zelt doch nochmal die Larp-Stiefel und nicht die Turnschuhe angezogen - so schlammig wie hier war es in unserem Lager zwar nur an wenigen Stellen, aber nass war die Wiese überall und manchmal muss man ja doch mal nen Schritt durch den Modder machen. Und die Larp-Stiefel müssen wir sowieso putzen ...


 Nach dem Abbauen der Allgemeingut-Aufbauten: Das eigene Zelt abgebaut. Links das von Hana und dem Liebsten, rechts das von Nria. Hier noch in aufgebautem Zustand.


Als dann doch die Sonne rauskam, an den Fehler vom letzten Jahr erinnert und eingecremt. Diesmal nicht nur das Gesicht, sondern auch die Arme.


Zwischendurch mit einem Einhorn gestärkt. Das Foto ist leider nicht scharf, aber aus Gründen, die ihr euch denken könnt, ist es zu keinem zweiten Foto davon gekommen ...


Einen Gepäckhaufen gemacht.


Das Auto geholt. Zwischendurch nochmal die Gelände-Karten mit dem Einbahnstraßen-System konsultiert ...
(Während der Veranstaltung darf man natürlich nicht mit dem Auto durch. Aber für An- und Abreise gibt es lauter Einbahnstraßen, damit man trotz zugeparkter Straßenränder noch durchkommt)


Zu Hause durchs Larpzeit-Magazin geblättert, von dem es zur Großcon-Saison jedes Jahr eine Gratis-Sonderausgabe gibt. Die enthält dieses Jahr einige interessante Artikel!

Eine Übersicht aller 7-Sachen-Beiträge findet ihr bei Grinsestern.

Mittwoch, 9. August 2017

[Gelesen] Monica Wood - Bevor die Welt erwacht

Dieses Buch ist ein bisschen traurig. Ein bisschen ungewöhnlich. Und man lernt ein paar Wörter Litauisch.

Ona ist 104. Ein Junge besucht sie wegen eines Pfadfinderprojekts und es entsteht eine besondere Beziehung zwischen den beiden. Doch dann stirbt der Junge plötzlich. Und hier beginnt die Geschichte, denn sein Vater Quinn will fortführen, was sein Sohn begonnen hat.


Ungewöhnlich am Buch ist der Aufbau:
Es wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt: Von Ona, die in Litauen geboren, als kleines Kind nach Amerika ausgewandert ist und deren Leben das ganze 20. Jahrhundert umspannt. Von Quinn, dem Gitaristen, der seinen Sohn kaum kannte.
Immer wieder in Teilen eingeschoben wird ein Interview des Jungen mit Ona, der das ganze Buch hindurch namenlos bleibt (aus einem Grund, der erst am Ende klar wird), in dem nur Onas Antworten zu hören sind, nicht die Fragen.
Und dazwischen gibt es Listen mit Guiness-Weltrekorden, von denen der Junge fasziniert war.
"Ginger, eine Rotgefleckte, starb als Erste. Als Kit dann auch noch starb, schaffte Ona sich keine neue mehr an, weil sie nicht wollte, dass eine hilflose Katze ihre Herrin überlebte.
Das war damals, als ihre Haare noch wuchsen. Sie hätte noch anderthalb Katzen haben können." - S. 202

Wer Geschichten mit ständigen Perspektiv-Wechseln so skeptisch gegenübersteht wie wir, den können wir beruhigen: Die Wechsel werden nicht zur künstlichen Spannungs-Erzeugung genutzt, sondern die Geschichte fließt ruhig zwischen den beiden Erzählern weiter. Unterbrechend wirken nur die Rückblenden durchs Interview, in dem der Junge Ona über ihr Leben ausfragt - die fügen sich aber gut ins Buch ein, da die Erinnerung an ihr Leben und den Jungen auch Onas Gedankenwelt prägt.

Trotz des traurigen Grund-Szenarios erzählt das Buch eine positive Geschichte. Quinn kommt eigentlich nur aus Pflichtgefühl zu Ona - um das "Hilfe für alte Leute"-Pfadfinderprogramm seines Sohnes weiterzuführen. Zwei völlig verschiedene Menschen treffen voneinander, Quinn lernt durch Ona seinen Sohn von einer neuen Seite kennen, Ona ihrerseits profitiert von Quinns Tatkraft. Die beiden, die eigentlich nur durch den Jungen verbunden waren, entwickeln bald eine eigene Beziehung. Und für Ona, die sich in ihrem gemächlichen Altfrauenleben schon behäbig eingerichtet hatte, geht es nochmal so richtig rund.
"Als sie die Speisekarte aufschlug, hatte Ona plötzlich das Gefühl, noch gar nicht geboren zu sein, als wäre ihr langes Leben nur ein Aufwärmen für die eigentliche Show gewesen, über der sich der Vorhang gleich heben würde. Sie bestellte gegrillten Käse und einen Erdbeerkuchen und nahm sich vor, alles aufzuessen." - S. 203
Die Figuren sind glaubwürdig und sympathisch - wenn man über Onas schroffe Art zu Beginn hinweg ist - aber nicht fehlerlos. Quinn ist Berufsmusiker, der vom Gitarrenspiel leben kann, aber nie den großen Durchbruch geschafft hat. Er hat für den Versuch allerdings seine Ehe geopfert hat und als Gelegenheits-Vater ist ihm sein Sohn immer fremd geblieben, da dieser so anders war als er selbst. Ona ist eine schrullige alte Frau, die viel erlebt und verloren hat und der erst der Junge nach langer Zeit gezeigt hat, dass Alter nicht Tristesse bedeuten muss.

Das Buch handelt von Verlust, von den schwierigen Beziehungen zwischen Menschen, aber auch von Leidenschaften. Von der Vergangenheit – Onas Eltern, die ihre Muttersprache opferten, von Kartentricks und Verrat. Von der Gegenwart – von Quinns mäßig erfolgreicher Gitarristenkarriere, von unerfüllten Träumen. Und am Ende hat man ein bisschen Hoffnung für die Zukunft.

Autor: Monica Wood
Titel: Bevor die Welt erwacht
Verlag: Ullstein
Seiten: 457
Original: The One-in-a-Million Boy
Erscheinungsjahr: 2016
Deutsche Übersetzung aus dem Amerikanischen von Elfriede Peschel


Eine schöne Zeit wünscht
Hana

Dienstag, 8. August 2017

Im Zeichen des Kelchs - Pilgerlager-Pelerine

Ich gebe es zu: Pelerinen nähe ich im Dutzend billiger. Sie eignen sich oft gut zum Aufbrauchen von Wollstoffresten (besonders für so kleine und schmalschultrige Personen wie mich), lassen sich schnell und mit vielfältigen Verzierungen nähen, sehen schick aus und werten jedes Larp-Outfit ganz fix auf, wobei sie unheimlich wandelbar sind und zu allen möglichen Kombinationen passen!

Nebenbei wärmen sie den Hals. Da frierts mich öfter.

Dass ich einen ganzen Stapel davon im Schrank habe, dürfte also keinen wundern. Und trotzdem brauchte ich noch eine neue.

Schöne leuchtende Farben!


Für meinen Charakter Olena habe ich eigentlich eine weiße Pelerine. Die passt auch prima dazu, nur sieht meine gesamte Gewandung eher nach dem Lichtlager aus als nach dem Pilgerlager ...
Für bessere Erkennbarkeit und mehr Farbe nähe ich also fürs diesjährige Epic Empires eine Pelerine mit Farben und Wappen des Pilgerlagers (bzw. der Heiligen Clara): Blau mit gelbem Kelch.

Auf dem Stoffmarkt habe ich einen wundervollen blauen Wollstoff gefunden, dünn und fest. Also fix mein Standard-Pelerinen-Schnittmuster aufgelegt, zugeschnitten und dann gleich Frust geschoben: Für die Applikation konnte ich nämlich nirgendwo mehr auch nur das kleinste Fitzelchen gelben Wollstoff finden. Und ich wollte so unbedingt Wollstoff!

Leinen und Baumwolle war reichlich vorhanden. Für ein winziges Stückchen extra Stoff zu kaufen wäre albern gewesen, also habe ich mich schließlich schweren Herzens umentschieden und doch Leinen verwendet.
Damit der dunkle Stoff nicht durch den hellen durchscheint, habe ich zwei Lagen Vlieseline aufgebügelt. Dummerweise ging das offenbar zulasten der Haltbarkeit (oder die Vlieseline war generell blöd); jedenfalls löste sie sich trotz Auskühlens fröhlich wieder ab, sodass ich das Ganze erstmal mit einer dünnen Zickzacklinie umrandet und dann erst ausgeschnitten habe. Immerhin kann man auf Vlieseline sehr gut Umrisse aufmalen.
Leider werden bei diesem Verfahren gerne die Ecken etwas unscharf; das wäre bei Wollstoff viel schöner und einfacher gewesen.

Meine Kamera mochte das knallige Gelb nicht.

Anschließend habe ich das Motiv mit einigen Streifen Stylefix auf der Rückseite versehen und einfach aufgeklebt. Das mache ich gerne bei filigranen Applikationen - wenn ich das mit Stecknadeln feststecke, verzieht es sich sehr schnell, wird schief und wellig. Dann lieber gleich festkleben.

Nach dem Aufnähen habe ich eine schwarze Umrandung mit Sticktwist hinzugefügt, mit einfachen Rückstichen. Erstens werden dadurch optisch die Kanten ein wenig geglättet (Leinen franst ja gerne wie blöd; auch wenn man es noch so gut versäubert, stehen Fädchen ab), zweitens gibt das einen schöneren Kontrast, wirkt plastischer und drittens wollte ich noch einige Details aufsticken - wenn dann schon eine schwarze Umrandung vorhanden ist, fügen sich die Details viel harmonischer ein.
Ich kann's nur empfehlen - das Motiv wirkt fast dreidimensional und springt einem richtig entgegen!

Beim Handsticken habe ich auch gleich festgestellt, dass ich beim Stylefix hätte vorausdenken sollen: Das schmale Klebeband ist eine super Hilfe, aber es hat einen großen Nachteil, es verklebt die Nadeln. Egal, ob Maschinen- oder Handnähnadel, das wird eine siffige Angelegenheit und man muss die Nadel dann ständig reinigen.
Ergo: Mit etwas Planung kann man das vermeiden, indem man das Klebeband nur dort aufklebt, wo man nicht mit der Nadel hinmuss. Weil ich nur an ein paar Stellen Details aufgestickt habe, hätte das auch gut funktionieren können. Zu spät, musste so gehen, ging auch so.

Hübsche Schnörkelknöpfe!

Beim Kragen habe ich einen Fehler gemacht: Ich nehme seit Langem meinen Standardschnitt für Pelerinen dieser Art, aber irgendwie schien mir die vordere Kragenecke zu steil, die habe ich abgeflacht. Schon dämlich, schließlich habe ich diesen Schnitt schon zigmal genäht und eigentlich längst perfektioniert ...

Jedenfalls habe ich alles mit dem Futter verstürzt, zusammengenäht, den Kragen innen per Hand festgenäht, alles gebügelt und mit passendem Stickgarn und Vorstich einmal ringsherum die Kante mit kleinen Stichen entlanggenäht, weil sich der Übergang von Wollstoff zum Futter zu sehr wölbte, trotz ausgiebigen Bügelns. Vielleicht hätte es stattdessen geholfen, mit Dampf zu bügeln, aber das hasse ich.

Kleine messingfarbene Knöpfe hatte ich noch im Schrank - die hier haben ein Schnörkelmuster, das gut zur Applikation passt. So richtig perfekt sind sie nicht, aus Plastik und nicht so schön gewölbt wie manch andere, aber extra welche kaufen wollte ich auch nicht, wo ich doch Unmengen von Knöpfen vorrätig habe.
Was ich dazukaufen musste, war blaue Kordel für die Schlaufen, denn davon hatte ich nichts mehr und ich wollte da keine Kompromisse eingehen, weil die übrige Farbgebung der Pelerine schon so harmonisch war.

Kleine Innenverschönerung.


Und dann war die Pelerine fertig. Und ich war unheimlich unzufrieden mit dem Kragen.
Die Kragenecke vorne war nicht schön, weil zu flach (wie gesagt, eigentlich war sie ja vor der Änderung perfekt). Ein Ende des Kragens zog sich immer nach unten, weil da das Futterannähen nicht richtig geklappt hat. An einer Ecke guckte immer noch die Vlieseinlage raus. Einfach alles blöd.

Weil ich lieber eine halbe Stunde Zusatzarbeit in Kauf nehme als mich jahrelang zu ärgern, habe ich den Kragen kurzerhand abgetrennt, erleichtert in den Müll befördert und einen neuen zugeschnitten, diesmal genau nach Schnitt - hat sich gelohnt, ich bin viel zufriedener!

Und wo ich gerade mit Perfektionismus beschäftigt war, habe ich auch noch an anderen Baustellen gearbeitet: Wenn ich die Knopfschlaufen nicht in der Futternaht mitfasse (was ich so ungefähr in 9 von 10 Fällen vergesse), sind die überstehenden Enden innen sichtbar, fransen aus und sehen blöd aus. Kann man aber schön unter einem weiteren Streifen Futterstoff verstecken, einfach alle Kanten nach innen einschlagen, umbügeln und per Hand annähen. Schwupps, siehts von innen viel schöner aus!

Schwupps, ist die Kragenansatznaht weg!


Zum Schluss habe ich noch ein Schrägband aus dem blauen Leinen hergestellt und ebenfalls per Hand über die Kragenansatz genäht. Das Leinen war nämlich etwas kratzig an den Kanten. Und natürlich sieht eine versteckte Naht besser aus als eine offene, wenn auch versäubert.

Jetzt ist alles fertig und perfektioniert und ich bin äußerst zufrieden mit meiner neuen Gugel! Zum Glück habe ich schon ganz bald die Gelegenheit, sie auszuführen, sogar zu zwei Gelegenheiten im August! Gleich gehts auf zum Epic Empires :)

Verlinkt bei Handmade on Tuesday und Creadienstag.

Lg
Nria

Sonntag, 6. August 2017

7 Sachen mit noch mehr Larp-Vorbereitung 32/2017

Immer wieder sonntags ... 7 Bilder von Sachen, für die wir an diesem Tag Wochenende unsere Hände gebraucht haben. Ob für 5 Minuten oder 5 Stunden ist unwichtig.


 Die alljährlichen Kelchkekse gebacken.


Zimtzupfbrot gebacken, damit ich die Kelchkekse nicht alle aufesse. Die sind doch für nächste Woche!


Mal wieder Pudding-Oats gemacht, diesmal mit Nektarine und Mandeln. Bin momentan absolut verrückt nach dem Zeug!


Ominöse rote Nupsies von den Spitzen neuer Kugelschreiber entfernt. Sowas habe ich noch nie gesehn, ihr schonmal?
Die Stifte schreiben übrigens toll bunt und sind momentan bei Lidl im Angebot, wenn ihr auch Lust auf tolle farbige Kugelschreiber mit seltsamen Nupsies habt.


Das Ticket für die Larp-Großveranstaltung ausgedruckt. Bei "normalen" kleinen Cons werden die Teilnehmer einfach vom Veranstalter von einer Liste abgestrichen, aber bei über tausend Gästen wär das doch ein wenig umständlich.


Möwen ausgeschnitten und endlich den Sommer-Türkranz fertig gemacht und aufgehängt, der hier schon seit bestimmt drei Wochen rumlag. Ich bin nicht sicher, ob noch mehr Möwen an den Himmel sollten - was meint ihr?


Liedtexte mit lustigen Bildchen versehen. Zeige ich bei Gelegenheit mal genauer.

Eine Übersicht aller 7-Sachen-Beiträge findet ihr bei Grinsestern.

Donnerstag, 3. August 2017

Ice Ice Jersey - Top mit Aquarellmuster

Ich liebe die Stoffe von Käpynen! Eine finnische Marke, ziemlich teuer, aber wundervolle Drucke. Hanas Oldtimer-Shirt z.B. ist aus einem entstanden.

Dieser Jersey ist mit Eis am Stiel im Aquarell-Stil bedruckt - ich habe mich sofort verliebt. Dann fand ich den Stoff nicht mehr, habe ihm lange hinterhergetrauert und dann gab es ihn wieder und ich musste augenblicklich einen halben Meter kaufen. Mehr war mir zu teuer ...

Leider hatte ich kein Wassereis für perfektes Matching!


Und dann habe ich mich mindestens ein Jahr lang nicht getraut, den Stoff anzuschneiden. Dabei ist das eine wirklich blöde Vorgehensweise! Schließlich sind sehr viele Stoffe nur für eine Saison erhältlich und kommen nie wieder, und wenn man's dann versaut, kann man nix nachkaufen. Dann lieber sofort einen Fehlschlag riskieren, solange man zur Not noch neuen Stoff bekommt.

Der Popsicle-Jersey wird immer noch angeboten - vermutlich, weil Eis-Motive gerade im Trend sind. Also habe ich mich endlich mal rangetraut, bevor ich's erst in drei Jahren tue und mich womöglich schwarzärgere!

Eis am Stiel auf T-Shirt!


Ich hatte, wie gesagt, nur einen halben Meter zur Verfügung und daher die Wahl: Mit Bündchen strecken oder einen Schnitt mit Teilungsnaht raussuchen. Weil ich immer noch an DEM perfekten T-Shirt-Schnitt (tm) arbeite und einfach noch keine perfekte Abnäherlösung gefunden habe, habe ich mich für Martha von Das Milchmonster entschieden. Den Schnitt hatte ich schon für mein Alohomora-Shirt verwendet und war ganz zufrieden.
Achtung: Mein Stoff lag ca. 1,80 m breit, deshalb habe ich trotz Unterteilung des Shirts alle Schnittteile nebeneinander auf den Stoff bekommen (Ärmel wollte ich nicht, das Muster schreit nach Hochsommer!). Bei einem Stoff mit der üblichen 1,50 m-Breite hätten die 50 cm nicht ausgereicht!

Das ging allerdings zulasten der Perfekten - Denn das Muster passt an den Quernähten nicht gut aneinander: Dafür hätte es wirklich mehr Stoff gebraucht. Ist ein bisschen schade, finde ich aber nicht dramatisch.

Eine Hohlkreuzänderung wäre hilfreich gewesen.

Dieser Jersey ist deutlich elastischer als der Pikeejersey vom Alohomora-Shirt, deshalb sitzt es nicht ganz so knalleng. Spannt über der Brust immer noch ein bisschen, aber auf FBA hatte ich keine Lust.
Immerhin habe ich diesmal dran gedacht, den Brustteil etwas zu verlängern, etwa zwei Fingerbreit. Das war dann aber doch zuviel, also habe ich diese Naht wieder ein Stückchen nach oben verlegt und dann passte es gut.

Die Kanten habe ich mit weißem Jerseyschrägband eingefasst, das ich für diesen Zweck schon im letzten Sommer gekauft hatte. Wie ich schonmal schrieb: Ich halte es für die Pest, Jerseyschrägband selberzumachen und bin daher äußerst dankbar, dass mein Stammstoffladen welches anbietet. Leicht gedehnt angenäht, fertig ist der schnelle Saum, und ich finde, das Schrägband passt auch gut zu diesem Stil.

Leider passt das Muster nicht an der Naht. Dafür war's einfach zuwenig Stoff.


Den unteren Saum habe ich breit umgeschlagen und tatsächlich mal mit der Zwillingsnadel gesäumt. Und es gab keinen Wulst! Der Trick ist wohl, genug "Material" unter der Nadel zu haben: Der Jersey ist etwas dicker, nicht wie dieser hauchdünne Flatter-Singlejersey, und an den Stellen, an denen ich den nach innen geschlagenen Stoff nicht ganz erwischt habe und somit weniger Stoff unterm Füßchen hatte, geht die Naht verdächtig in die Wulst-Richtung. Mal schauen, ob ich diese Erkenntnis in Zukunft nutzen kann.

Das ist übrigens Magnum Double Caramel.


Ein neues Lieblings-Tanktop habe ich jetzt jedenfalls. Und das geht jetzt zum Jahres-Sew Along im Juli, zum Thema "Ärmellos"! Und zu Rund ums Weib.

Material: Jersey "Popsicle" von Käpynen
Schnitt: Martha von DasMilchmonster Antonia Montaño (inzwischen umbenannt)
Änderungen: Brustteil verlängert, Tasche und Ärmel weggelassen

Lg
Nria